hoechst 1Die Stadtführerin Silke Wustmann - bei der Aka55+ schon bekannt und sehr geschätzt - begrüßte die Aka-Gruppe vor der am alten Jakobsweg gelegenen Justinuskirche, der ältesten Kirche im Frankfurter Stadtgebiet und eine der ältesten Kirchen Deutschlands. Um 830 wurde der Bau unter dem Mainzer Erzbischof Otgar von Mainz begonnen.

Die für den Ort viel zu große Kirche war ein Machtsymbol des Mainzer Erzbischofs gegenüber dem Frankfurter Königshof. Im Kern ist das Bauwerk eine dreischiffige karolingische Basilika. Der Bau wurde immer wieder erweitert und erneuert, die Innenausstattung leider barockisiert. Das Portal schmückt der Heilige Antonius, der als Patron der Haustiere galt, also auch der Schweine, normalerweise abgebildet zu seinen Füßen, jetzt zur Restaurierung. Auf ihn (den Sau-Toni) geht die Gründung des Antoniterklosters in Höchst zurück. Die Antoniter wirkten hier fast 400 Jahre in Kirche, Schule und Krankenhaus. Ihre Krankenpflege wurde im Mittelalter mit Ferkelchen bezahlt, die sich in der Stadt frei bewegen durften.

hoechst 2In der kleinen, aber feinen Altstadt präsentierten sich der Gruppe neben verwinkelten Gassen und schönen Fachwerkhäusern prächtige Adelshöfe und zwei Schlösser, allerdings befinden sich dort zur Zeit auch sehr viele Baustellen. Der Ort liegt hoch über dem Main, einst als „hostat“ (hohe Stätte) bezeichnet. So entstand der Name Höchst. Erst seit 1928 ist Höchst ein Stadtteil Frankfurts, vorher gehörte es jahrhundertelang zum Kurfürstentum Mainz. Davon zeugen noch heute die Grenzsteine im idyllischen Zollturmgärtchen, das liebevoll vom Höchster Geschichtsverein gepflegt wird. Konkurrenzdenken bestimmte über Jahrhunderte das Verhältnis dieser beiden Städte. Die Höchster sehen die Frankfurter als „Feinde“ und man war stets bemüht, den jeweils anderen zu übertreffen oder gar zu besiegen. Während Frankfurt erst 764 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist Höchst schon seit 760 historisch bekannt, wie Frau Wustmann betonte. Mit interessanten und humorvollen Ausführungen, Legenden und Anekdoten ging sie immer wieder auf die Rivalität der beiden Städte ein.

hoechst 3Im Streit um den Höchster Mainzoll zwischen der Freien Reichsstadt Frankfurt und dem Erzbistum Mainz zerstörte 1396 ein Heer unter dem Frankfurter Stadthauptmann Johann von Kronberg die Stadt Höchst, ihre Befestigungsanlagen und die Burg. Die Altstadt wurde danach wieder aufgebaut. Im Zuge dieses Wiederaufbaus wurde die Stadt mit einer der Zeit entsprechenden Stadtbefestigung versehen und bis 1475 zweimal erweitert. Die meisten Fachwerkhäuser auf mittelalterlichem Stadtgrundriss stammen aus der Zeit nach dem großen Brand von 1586, ebenso das überdimensionierte Rathaus mit seinem Treppengiebel.

Die vom 2. Weltkrieg verschonte Altstadt wurde 1972 unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2013 ist Höchst Teil der deutschen Fachwerkstraße.

Gleich neben der Justinuskirche betrieben einst die Herren aus Kurmainz ihr einträgliches Geschäft mit dem Mainzoll, um den sie vornehmlich die benachbarten Frankfurter erleichterten, ein ständiges Ärgernis für diese.

Der gotische Zollturm war Aufenthaltsort der Zollbeseher und Zollknechte, die den immer heftig umstrittenen Mainzoll („Raubzoll“) eintrieben. Mit Kanonen wurde auf Zollpreller auf dem Main geschossen „ ein Schuss vor den Bug“. Durch Ketten im Fluss wurden die Schiffe an der Weiterfahrt gehindert.

Das Höchster Schloss, ursprünglich eine Zollfestung des 14. Jahrhunderts, war Residenz der Erzbischöfe aus Mainz. Der Renaissancebau entstand 1568 anstelle des alten Bauwerks, erhalten blieb nur der Bergfried. Nach dem 2.Weltkrieg hatte hier der amerikanische Soldatensender AFN seinen Sitz, Bill Ramsey war auch dabei.

Nicht weit vom Alten Schloss befindet sich das Neue Schloss, umgeben von schnuckeligen Häuschen, ehemals für Arbeiter am Hofe. Den Schlossplatz, „die gute Stube der Stadt“ schmücken die Fassaden der traditionsreichen Gasthäuser, die ihren Aufschwung Höchsts Lage an der Messestraße und Zollstation verdankten. Aber nicht nur die Handelsleute vergangener Jahrhunderte wurden zur Einkehr verlockt, sondern auch die Aka-Gruppe. Begeistert von der Stadtführung, aber auch erschöpft von all den spannenden Informationen genossen wir die 225 Jahre alte Gastlichkeit im Gasthof „Zum Bären“, nicht nur bei „Äppelwoi“ und „Grie Soß“. Angeblich soll diese Goethe so gemundet haben, dass er sie zu seinem Leibgericht erkoren hat.

Text: Sigrid Geisen / Fotos: Erwin Fendrich / 08.05.2025