Aka-Busfahrt in die mittelalterliche Stadt Alsfeld am 19. September

Es sind nicht nur die Reste der Stadtmauer, die Kirche, das Rathaus, der Pranger oder der Dorfbrunnen, die Besuchern der kleinen Stadt Alsfeld im mittelhessischen Vogelsbergkreis das Gefühl geben, im Mittelalter gelandet zu sein. Vielmehr reiht sich im Stadtkern ganz selbstverständlich Fachwerkbau an Fachwerkbau, als hätte es keine architektonische Weiterentwicklung gegeben.

Stadtführer Hans Jürgen Stinder drückte es präziser aus: von den 400 historischen Gebäuden der Stadt sind 250 zusammenhängende Fachwerkhäuser, und alle sind dank der Restaurierungsarbeiten, mit denen schon 1967 begonnen wurde, in einem guten Zustand. Davon konnten sich 24 Aka-Mitglieder bei einem Busausflug unter Leitung von Erwin Fendrich während eines gut zweistündigen geführten Rundgangs überzeugen. Die Häuser vermitteln einen guten Überblick über die Entwicklung des Holzbaus vom Mittelalter und der Renaissance bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Wegen der vorbildlichen Altstadtsanierung hat der Europarat Alsfeld im Jahr 1973 als eine der 51 Beispielstädte aus 17 eropäischen Staaten für das Europäische Denkmalschutzjahr 1973 ausgewählt, und seit 1975 ist Alsfeld Modellstadt.

Hans Jürgen Stinder ist Alsfelder von Geburt und würzte geschichtliche Fakten mit launigen Anekdoten. So lernten die Darmstädter durch ihn nicht nur den Dorfbrunnen kennen, aus dem angeblich alle kleinen Alsfelderinnen und Alsfelder stammen, sondern auch die Verbindungen zwischen Martin Luther und der Walpurgiskirche, die einstmals eine frühgotische Basilika war. Den größten Eindruck auf die Besucher aber machte das Rathaus, ein Rähmbau mit starken Hölzern auf steinerem Unterbau, das nach dem Vorbild des (abgerissenen) Schlosses von 1512 bis 1516 erbaut worden war. Die Darmstädter durften das Foyer des Bürgermeisterbüros im ersten Stock besichtigen und sich ein Stockwerk darüber im noblen Sitzungssaal und dem Standesamtszimmer, der früheren Gerichtssstube, umsehen. Ihr Prunkstück ist eine Renaissance-Tür von 1604, geschaffen vom Alsfelder Kunstschreiner Michael Finck, verziert mit Prunkbeschlägen von Curt Obermann. Interessant für die Aka-Gruppe war auch, dass ein Porträt von Landgraf Ludwig dem Achten von Hessen-Darmstadt (1691 bis 1768) an der Wand des Sitzungszimmers hing. Es machte bewusst, dass Alsfeld einst zu seinen Besitztümern gehört hatte und er gerne in der Umgebung jagen ging. Der leidenschaftliche Parforcejäger ist auch unter seinem Beinamen Jagdlandgraf bekannt.

Erwin Fendrich hatte für den krönenden Abschluss des Ausflugs das Restaurant „Kartoffelsack“ auf der Rückseite des Rathauses ausgesucht. Danach war noch Zeit, sich individuell in den kleinen Gassen umzusehen und ihre unaufgeregte Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Ohne Staus und Störungen ging es dann komfortabel mit dem „Winzenhöler“-Bus zurück nach Darmstadt.

Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj

 

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