Musiktheater-Dramaturgin Frederike Prick-Hoffmann vom Staatstheater bei der Aka 55plus
Rund 80 Opernhäuser gibt es in Deutschland, was weltweit einmalig ist, und was natürlich auch damit zusammenhängt, dass die Oper hierzulande eine lange Tradition hat. Wie wird eine Oper inszeniert? Welche Berufsgruppen wirken dabei mit?
Wer Näheres darüber erfahren will, sollte unbedingt die Aka-Veranstaltungen von Patricia Gropp besuchen. In einer kleinen Reihe stellt sie „Theatermenschen“ vor, zuletzt hat sie Frederike Prick-Hoffmann, Dramaturgin für Musiktheater, in den Aka-Vortragsraum eingeladen. Seit August 2023 ist sie beim Staatstheater Darmstadt tätig, es ist ihre erste Stelle als Dramaturgin. Die Kurs-Teilnehmer hatten Fragen an sie vorformuliert, die sie in einer lockeren Runde beantwortete.
Frederike Prick-Hoffmann stammt aus einer Stuttgarter Familie, die im Opernbetrieb tätig war oder ist. Einige ihrer Verwandten haben in Darmstadt als Musiker oder Schauspieler gewirkt und sind hier begraben. Bei Friedhofsbesuchen hat sie Darmstadt erstmals kennengelernt.
Schon im Alter von vier Jahren sah sie ihrer Mutter, einer Opernregisseurin, unter dem Flügel sitzend bei den Proben zu „Elektra“ zu. „Das war für mich sehr normal“, erklärte sie. Sie erlernte das Violinspiel, bekam eine Gesangsausbildung und sang im Kinderchor der Oper mit. Die Erfahrung, wie man sich auf der Bühne fühlt, nutzt ihr in ihrem Beruf, in dem es darauf ankommt, einfühlsam zu sein und die Perspektive wechseln zu können.
Sie beschreibt sich als eine Vermittlerin zwischen Regisseur-Team, Theaterleitung, Sängerinnen, Sängern und Publikum und als eine, die „zwischen den Stühlen“ sitzt. Denn sie ist nicht Teil des Ensembles. Bei den Inszenierungen kommt sie beratend hinzu, liefert Hintergrundmaterial zum Stück und fordert auch Gespräche ein. Sie wirkt mit bei der Spielzeitplanung, der Wahl der Regisseure und der Textgestaltung für Programmhefte und Theaterzeitung.
Auf die Frage, warum sie eher hinter der Bühne als auf der Bühne stehen wolle, machte Frederike Prick-Hoffmann deutlich, dass die Sängerinnen und Sänger unter hohem Druck stehen und Schlaf, Essensaufnahme und Trinkmenge genau aufeinander abstimmen müssen, um Hochleistungen bringen zu können. Zwischen Generalprobe und Premiere liege normalerweise ein freier Tag, damit sich die Künstler ausruhen können. Bei Wagner-Opern aber müssen es zwei bis drei Tage Pause sein. Einer solchen Disziplin und den hohen Leistungsanforderungen wolle sie sich nicht aussetzen.
Nach ihren Lieblingsopern gefragt, nannte sie einige aus ihrer Sicht „gut gebaute Stücke“ wie „Wozzeck“ von Alban Berg, „Elektra“ von Richard Strauss, „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck und Eugen Onegin von Pjotr Tschaikowski. Die Operndramaturgin verriet, dass sie selbst auch schon einmal den „Hänsel“ darstellen musste, weil sie im Gegensatz zur Sängerin in einem Käfig hochgezogen werden durfte – sie hatte sich nämlich die dafür erforderliche „Flugerlaubnis“ rechtzeitig besorgen können. Also spielte sie die Rolle im Kostüm – während die Sängerin ihren Part auf der Bühne vortrug.
Im 1. Aka-Halbjahr 2025 wird Patricia Gropp ihre spannende Reihe mit dem Bassbariton Johannes Seokhoon Moon vom Staatstheater Darmstadt fortsetzen.
Text und Foto: Petra Neumann-Prystaj / 04.12.2024