Passend zur laufenden Ausstellung in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt erhielten wir von Helmut Linke am 01.02.2024 eine umfassende Einführung über das Leben und Schaffen des bekannten deutsch-amerikanischen Künstlers. Der Vortrag wurde wie gewohnt durch viele Lichtbilder begleitet, was die Vorfreude auf einen Besuch der Ausstellung erhöhte.
Lyonel Feininger wurde 1871 in New York City geboren. Seine Eltern waren deutschstämmige Berufsmusiker. Mit 16 Jahren kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. Statt wie geplant Musik zu studieren, entschied er sich für eine Ausbildung als Zeichner und studierte u.a. an der Königlichen Akademie in Berlin. Zur Finanzierung des Studiums arbeitete er als Karikaturist für verschiedene deutsche Zeitungen, später auch für eine amerikanische. Seine Karikaturen und Comics waren sehr beliebt, er stellte einige Zeichnungen auch auf Kunstausstellungen aus.
Eine erste Ehe scheiterte, 1905 lernte er die Künstlerin Julia Berg kennen und lieben. Sie heirateten und hatten drei Söhne, die später auch als Künstler bekannt wurden, Andreas als Fotograf und Architekt, Laurence als Musiker und T. Lux als Fotograf und Maler.
Über die erfolgreiche Karriere als Grafiker hinaus strebte Feininger danach, als freier Künstler tätig zu sein. Mit seiner Frau zog er nach Weimar. Die Landschaft und die Dörfer Thüringens sowie Motive an der Ostsee hielt er in vielen Skizzen fest. Später setzte er diese Skizzen in Ölbilder, Aquarelle und Holzschnitte um. Themen fand er in der Architektur (Kirchen, Gebäude) und Technik (Brücken, Eisenbahnen, Schiffe) sowie in der Natur, insbesondere liebte er das Meer und einsame Strände. Er war sehr produktiv und entwickelte seinen eigenen Stil, den man als „kristallinen Kubismus“ bezeichnet. Er malte nicht voll abstrakt, immer bleibt ein gegenständlicher Inhalt erkennbar. Alles ist kantig, mit vielen sich überlagernden Flächen und Linien gestaltet.
Eine wichtige Lebensphase verbrachte die Familie am Bauhaus in Weimar und Dessau, wo Walter Gropius Feininger mit der Leitung der Druckwerkstatt beauftragte. Feininger freundete sich dort mit vielen bekannten Künstlern an (u.a. Paul Klee, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer, Gerhard Marcks). Mit der aufkommenden Nazi-Herrschaft wuchsen die Schwierigkeiten der modernen deutschen Künstler, das Bauhaus musste schließen, auch Feiningers Werke wurden als „entartete Kunst“ abgewertet und teilweise beschlagnahmt. Seine Frau war jüdischer Herkunft, deshalb nutzte die Familie ihre amerikanischen Pässe und zog 1937 nach New York. Nach einer schwierigen Übergangsphase konnte Feininger auch in den USA ausstellen und arbeitete dort noch 19 Jahre erfolgreich als Maler. Er starb 1956 in New York.
Die große und sehr sehenswerte Ausstellung in der Schirn umfasst Exponate aus allen Schaffensphasen des Künstlers und läuft bis zum 18. Februar 2024.
Text und Fotos: Christiane Schuchard-Ficher