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Der Darmkrebsmonat März ist jährlich immer wieder der Auftakt, den Kampf gegen Darmkrebs zu thematisieren. Passend dazu informierte Dr. Ulrich Ehrle, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, die Zuhörer/-innen am 6. März im voll besetzten Vortragsraum der Aka55plus. Inzwischen ist Dr. Ehrle im Ruhestand und Aka - Mitglied.

Zunächst erklärte der Referent Aufbau und Funktion des Darmes. Der Darm ist Verdauungs- und Stoffwechselorgan, wichtiges Immunorgan, Sitz des enterischen (Teil des vegetativen) Nervensystems und Sitz des endokrinen Systems.

„Achten Sie auf die richtige Ernährung!“ war einer von drei Ratschlägen. Ballaststoffreich (Vollkornprodukte), wenig rotes Fleisch, fettarm, regelmäßig und reichlich Obst und Gemüse. Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit an. Dadurch bleiben Schadstoffe kürzer im Darm und haben weniger Zeit, negativ auf die Darmwand einzuwirken. Das Mikrobiom Darm besteht aus einer Vielzahl Mikroorganismen (nützliche Bakterien, Pilze und Viren) und bildet die Darmflora. Es gibt viele Erkrankungen, die man mit dem Mikrobiom in Zusammenhang bringt.

Ebenso wichtig für einen gesunden Darm sind genügend Bewegung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Darmkrebsvorsorge. Denn Darmkrebs ist vermeidbar.

2016 erkrankten 58.290 Menschen (32.300 Männer, 25.990 Frauen) in Deutschland neu an Darmkrebs (Robert-Koch-Institut 2017). 2016 starben allein in Deutschland 24.802 Menschen (13.411 Männer und 11.391 Frauen) an Darmkrebs; das sind etwa 40% der Neuerkrankten. Die Zahl der Neuerkrankten heute ist leicht angestiegen, die Zahl der Todesfälle leicht gesunken.

Darmkrebs entsteht aus gutartigen Vorstufen, den Polypen oder Adenomen, die bis zur Entartung ca. 10-15 Jahre brauchen. Es gibt keine spezifischen Symptome. Der oder die Erkrankte spüren ihn lange Zeit nicht. Die gutartigen Vorstufen lassen sich durch die Darmspiegelung erkennen. Sie nehmen insbesondere bei Menschen über 50 Jahren zu. Spezifische immunologische Stuhltests können auch Hinweise auf Vorstufen liefern, die dann durch eine Darmspiegelung abgeklärt werden. Stuhltests sind einfach durchführbar, nicht invasiv und haben eine nachgewiesene Senkung der darmkrebsbedingten Sterblichkeit. Grundvoraussetzung bleibt die jährliche Durchführung dieser Tests. Wenn Beschwerden oder Schmerzen auftreten, ist der Krebs oft schon sehr weit fortgeschritten bzw. hat Metastasen gebildet. Grundsätzlich gilt daher: Je früher der Krebs entdeckt wird (Stadien I und II), desto besser sind die Heilungschancen (70-95%)! Die Entfernung der Vorstufen bedeutet also Krebsverhinderung! Vorsorge ist für jede/n wichtig. Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsleiden in Deutschland. Er fordert jährlich rund sechsmal so viele Todesopfer wie der Straßenverkehr. Diese Zahlen sind tragisch, vor allem, weil keine andere Krebserkrankung durch Vorsorge und Früherkennung so gut vermeidbar beziehungsweise behandelbar ist.

Die Darmspiegelung ist derzeit der Goldstandard mit einer Spezifität und Sensitivität von über 95%. Die Methode ist mit einer sehr geringen Komplikationsrate (Blutung, Perforation) behaftet. Die Komplikationsrate wird von der Koloskopie-Begleitforschung in Deutschland mit etwa 0,2% angegeben. Daher kann die Koloskopie als sehr sicher angesehen werden.

Erkrankungen mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko: Langanhaltende und schwerwiegende Entzündung der Dickdarmschleimhaut. Ein starkes Übergewicht (BMI > 30) ist u.a. mit einem deutlich erhöhten Darmkrebsrisiko verbunden.

Eine Vorsorgekoloskopie kann als bevölkerungsbasierte Screening-Maßnahme eingesetzt werden. Sie wird die Sterblichkeit und die Häufigkeit von Darmkrebs senken. Sie ist effektiv und sicher, bietet indessen keine absolute Sicherheit. Die Forderung nach qualitätsgesicherten Koloskopien bleibt bestehen.

Sigrid Geisen

 

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