Aka-Mitglied Reinhard Latzel führte eine Aka-Gruppe durch das Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation
Als Reinhard Latzel im Aka-Englischkurs beiläufig erzählte, dass er häufig Gruppen durch das ESOC (European Space Operations Centre) in der Darmstädter Weststadt führt, fragten ihn einige Kursteilnehmer, ob er dies nicht auch der Aka anbieten könne.
Dieser Wunsch ließ sich erfüllen, und so betraten eines schönen Freitags wissbegierige Aka-Mitglieder das abgeschottete Gelände des ESOC. Dort arbeiten rund 900 internationale Expertinnen und Experten für Flugdynamik, von denen etwa 40 Prozent Deutsche sind.
Zweiundzwanzig Länder, deren Fahnen auf dem Hauptgebäude wehen, hatten 1975 in Paris die Gründung einer europäischen Raumfahrtorganisation (ESA, European Space Agency) vereinbart. ESA koordiniert die gemeinsamen Raumfahrtaktivitäten. Ihre Satelliten dienen zivilen Zwecken, etwa der Wetter- und Klimaforschung und Telekommunikation. Sie erfassen Daten, die zum Beispiel Auskunft über Luftverschmutzung, Ausbreitung von Wüsten und schmelzende Polkappen geben.
Diese Daten werden von weltweit verteilten Bodenstationen aufgefangen und Forschungseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Pro Jahr werden für das europäische Raumfahrtprogramm rund 7 Milliarden Euro ausgegeben. Bezogen auf den einzelnen Europäer, entspricht das laut Reinhard Latzel dem Preis einer Kinokarte. Die ESA hat in Deutschland zwei Zentren, eines davon ist das ESOC in Darmstadt, dessen Hauptaufgabe darin besteht, die europäischen Satelliten – zurzeit 24 Satelliten auf 18 Missionen – zu überwachen, ihre Umlaufbahnen zu korrigieren und dafür zu sorgen, dass sie dem zunehmenden Weltraummüll (Trümmer von alten Satelliten) ausweichen können. Es sind inzwischen über 37.000 Schrottobjekte bekannt, die größer als 10 Zentimeter sind. Die Satelliten kreisen in verschiedenen Höhen um die Erde, beginnend in 400 Kilometer Höhe (wie die Internationale Raumstation ISS) bis zu 35.000 Kilometer Höhe. Im Orbit tummeln sich aber nicht nur europäische Satelliten, sondern die von vielen Staaten - und über 6000 des Privatmannes Elon Musk. Sie alle sind nicht miteinander abgestimmt.
Beeindruckt war die Aka-Gruppe von der in einem Glashaus im Freien aufgestellten Raumsonde Rosetta, die eine zehnjährige, 7,1 Milliarden Kilometer lange Flugreise hinter sich hat. Auf der Suche nach der Urmaterie landete sie 2014 mit ihrem Landegerät Philae auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko. Es ging um die Frage, ob Kometen einst die Bausteine des Lebens auf die Erde gebracht haben. Solche Missionen müssen bis ins kleinste Detail ausgetüftelt werden, denn bei einem Fehler würden Millionen Euro in den Sand gesetzt. Fast ehrfürchtig blickten die Aka-Mitglieder durch die Glaswände in den Hauptkontrollraum, in dem ungezählte Computer leuchteten. Eine Teilnehmerin fasste ihre Eindrücke von dem Abstecher ins Weltall auf Darmstädter Boden mit dem Satz zusammen: „Ich fühle mich sehr klein“.
Die gute Nachricht für die 35 Aka-Mitglieder auf der Warteliste ist, dass Reinhard Latzel im Frühjahr eine weitere Führung anbieten wird.
Text und Fotos: Petra Neumann-Prystaj / 08.11.2024