Kurz nach dem Ende der „Heute-Sendung“ ( ihr Beitrag war zuvor aufgezeichnet worden) schwebte sie ein, die von Moderator Peter Wagener angekündigte „Wetterfee“ Katja Horneffer und erklärte uns anhand der ZDF-Wetterkarte die Aussichten für die nächsten Tage, Tendenz: Der Winter kommt zurück, zumindest in Norddeutschland…
Warum das Wetter jedoch keineswegs von Feen oder gar Fröschen gemacht wird ( und die englische Berufsbezeichnung „weather girl“ deshalb angemessener erscheint ) erfuhr das Publikum dann in den nächsten anderthalb Stunden in der Aka-im-Gespräch-Veranstaltung mit der temperamentvollen, lustigen und überaus kompetenten promovierten Meteorologin.
Zum ersten Mal hatte die Akademie 55plus zu einer Veranstaltung in den großen Saal des Kulturvereins „Agora“ eingeladen. Die mehr als 100 Plätze waren im Nu reserviert. Der Vorsitzende der Aka, Gerhard Barnickel, bedankte sich bei den Organisatoren und wünschte der neuen Kooperation gutes Gelingen.
Wie wird man eigentlich Wetterchefin beim ZDF? Sieht man die kurzen Auftritte von Katja Horneffer am Ende der Nachrichtensendung, so ahnt man nicht, wie viel Vorarbeit darin steckt. Denn so ein bisschen Ansage über Wind, Regen und Sonne kriegt ja wohl jeder hin, oder? Die Frau für alle Jahreszeiten ist vor allem eins: eine Naturwissenschaftlerin.
Sie wurde in Göttingen als Tochter eines Professors und einer Apothekerin geboren, ist in der Nähe von Bremen aufgewachsen , hat in Bonn studiert und in Hamburg promoviert. Während sie an ihrer Doktorarbeit schrieb, arbeitete sie nebenbei als freie Mitarbeiterin für den Mainzer Sender. Es folgten Engagements bei der „Antenne Bayern“, beim Südwestdeutschen Rundfunk und - worauf sie besonders stolz ist - als Leiterin der Marketingabteilung bei „More and More Communication“, bis es sie dann endgültig nach Mainz verschlug, wo sie nun seit vier Jahren die Wetterredaktion des Senders leitet.
Sie ist verheiratet, hat einen Sohn und wohnt in Bensheim, wo es ihr wegen des milden Bergstraßenklimas gut gefällt.
Was aber macht sie eigentlich den ganzen Tag außer den 70 Sekunden, in denen sie vor der großen Karte steht und den Wetterbericht präsentiert? Als Chefin hat sie zunächst mal die Aufgabe, die Dienstpläne für sich und ihre sechs Mitarbeiter gerecht zu erstellen, was nicht ganz einfach ist, da das ZDF ja rund um die Uhr sendet und also auch nachts und an hohen Feiertagen jemand vor Ort sein muss. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin für den Sender und für Außenstehende, verhandelt mit Lieferanten wie dem Deutschen Wetterdienst, kümmert sich um Software - um nur mal einiges zu nennen. Ihr Job sei sehr mannigfaltig, sagt sie, und am liebsten seien ihr Tage, „an denen es brummt“. Die Auftritte werden übrigens vor der Sendung mehrfach mit der Stoppuhr geprobt, die Zeitvorgabe von 70 Sekunden muss penibel eingehalten werden. Sie lernt den Text auswendig, der Teleprompter, von dem bei vielen Kollegen abgelesen wird, ist tabu.
Was fasziniert sie am Thema „Wetter“. bzw. was bedeutet dieser Begriff eigentlich? „Wetter“, sagt sie, „ist das, was wir draußen erleben.“ Auf ihrer Wetterkarte hat sie lediglich 13 Symbole, anhand derer sie Schnee und Regen, Sonne und Sturm erklären kann. In ganz Deutschland. Da muss entschieden werden, was am wichtigsten ist, der Schnee in den Voralpen oder der Sturm an der Nordsee. Was nicht so wichtig ist, wird weggelassen. Und was ist eigentlich die „Witterung“? Die ist zwischen „Wetter“ (Tag) und Klima (Jahre) angesiedelt, umfasst also den Zeitraum von einigen Wochen.
Und wohin geht der Trend? Deutschland wird feuchter und sonniger, so die Vorhersage, die auf der Beobachtung großer Zeiträume beruht.
Der oft zitierte Klimawechsel beschäftigt die Menschen sehr. Die Wetterexpertin möchte ihr Publikum dazu bringen, selbst etwas zu unternehmen, zu erkennen, dass jeder bei sich selbst anfangen muss. Das aber ist schwer, denn: „Jeder Mensch merkt, dass er etwas ändern muss, will aber gern bei seinen Gewohnheiten verharren.“ Und er empfindet es oft als Angriff, wenn er aufgefordert wird, etwas zu verändern. Deshalb gehe das nur in kleinen Schritten, keinesfalls aber mit Verboten.
Wie wichtig ist die Wissenschaft? Sehr wichtig. Wetter ist ein sehr komplexes Geschehen. Die Meteorologie arbeite präzise, erfordere viele empirische Beobachtungen. Stetige Überprüfung mache wissenschaftliche Modelle immer besser.
Ob sie einen Tipp habe, wo man im Hinblick auf den Klimawandel am besten leben könne, wird sie zum Schluss gefragt. Sie schmunzelt, erwähnt diverse Vorüberlegungen, gibt aber letztendlich doch eine Einschätzung ab. Es ist - Überraschung - nicht Darmstadt oder die Bergstraße. Man muss sich da schon ein paar hundert Kilometer nordwärts bewegen. Die Ostsee, sagt Katja Horneffer, oder Richtung Skandinavien: Wenn es da ein paar Grad wärmer würde….
Text: Heidrun Bleeck / 05.02.2024