Heidrun Bleeck und Sigrid Geisen befragten Experten, wie das gelingen kann.

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Zu Hause in vertrauter Umgebung alt werden – bei den einen ein Wunsch, bei anderen alternativlos. Denn „Betreutes Wohnen“ in einer Seniorenanlage z.B. ist teuer; nicht jede/r kann sich das leisten.

Ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben erfordert Initiative. Am Anfang steht die Information: Welche Hilfen, welche Angebote gibt es in Darmstadt?

Alt werden heißt noch lange nicht pflegebedürftig sein, so Herr Frohnert, langjährigerDRK Geschäftsführer Soziale Dienste und Vorsitzender der Fachkonferenz Altenhilfe. Hilfreich und informativ sei die Broschüre „Wegweiser für Seniorinnen und Senioren in der Wissenschaftsstadt Darmstadt“, die das ganze Spektrum der Unterstützungsleistungen enthalte, die in DA angeboten werden. Eine Anlaufstelle für Orientierungssuchende sei auch der Pflegestützpunkt Darmstadt, der individuelle Beratung „rund um das Thema Pflege und Versorgung“ anbietet.

Angebote, die „niedrigschwellig“ wahrgenommen werden können, seien enorm wichtig, um der Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken, betont Frau Lanza, die das Projekt Quartiersarbeit am Agaplesion Heimathaus Darmstadt leitet. Das Heimathaus stelle z.B. Räume zur Verfügung, wo man barrierefrei und kostenfrei zusammenkommen könne zu Spieleabenden oder Kaffeeklatsch. Sehr wichtig seien auch Bildungsangebote, wie sie das Nachbarschaftsheim und die Akademie 55plus anbieten.

Als eines der größten Probleme, die auftreten können, wenn ältere Menschen zu Hause leben, nannte Herr Frohnert die Alterseinsamkeit, die entsteht, wenn der Bekanntenkreis kleiner wird und die Mobilität nachlässt. Sehr schwierig für Betroffene und Pflegende sei es auch, mit dementiellen Veränderungen umzugehen. In solchen Fällen könne man sich an das Demenzforum Darmstadt wenden, das Beratung und Hilfe anbietet. Für die Realisierung eines gut betreuten Lebens zu Hause spiele zudem das Geld eine große Rolle. Die Unterfinanzierung der Pflegeversicherung und der Mangel an qualifiziertem Personal stehe einer massiv steigende Anzahl von Menschen gegenüber, die auf Unterstützung angewiesen sind. Es werde daher immer schwieriger, hinreichende häusliche Betreuung durch Pflegeteams zu bekommen.

Die Tagespflege, wie sie z.B. das Heimathaus anbietet, sei ein gutes Angebot, darin waren sich Frau Lanza und Herr Frohnert einig. Sie sei die am besten finanzierte Pflegeform, biete der pflegebedürftigen Person Gesellschaft und Anregungen und entlaste außerdem die pflegende Person. Sie könne ohne Voraussetzungen und je nach den finanziellen Möglichkeiten einmal oder mehrmals in der Woche in Anspruch genommen werden.

Ärztliche Betreuung ist ein wichtiges Thema für ältere Menschen. Das Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Kranichstein, das Herr Dr. Matic aufgebaut hat, betreut viele ältere Patientinnen und Patienten. Coronare Herzerkrankungen, Diabetes und – in stark zunehmendem Maße – psychische Erkrankungen seien sehr verbreitet. Das MVZ eigne sich sehr gut als Anlaufpunkt für ältere Menschen, da hier Allgemeinärzte und Fachärzte eng zusammenarbeiten und auch Hausbesuche angeboten werden.

Tipps der Experten für ein möglichst gesundes Leben: In Bewegung bleiben, sich engagieren, gesund ernähren und ausreichend schlafen. Und unbedingt seine Medikamente nehmen, so Herr Dr. Matic.

In der letzten halben Stunde der Veranstaltung beantworteten die Podiumsteilnehmer Fragen aus dem zahlreich erschienenen Publikum. Bei der schwierigen Suche nach Ärzten kann man sich an die Gemeindepflege wenden, die Beratung und Hilfe anbietet. Außer in Bessungen gibt es die Gemeindepflege in Wixhausen, dem Pallaswiesen- und dem Mornewegviertel und demnächst auch im Kranichstein.

Nachdem festgestellt wurde, dass sich in der nächsten Zeit seitens der Politik nichts an der misslichen Lage der ambulanten pflegerischen Versorgung ändern wird, kam die Frage auf, was die Betroffenen selbst tun können. Die Antworten aus dem Publikum: Sich selbst organisieren, sonst werde sich nichts ändern, Partner finden für ein Bündnis gegen den Pflegenotstand, eine Demonstration organisieren…

Mit diesen Vorschlägen endete eine gelungene Veranstaltung.

Margret Wendling / 24.05.2023

 

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