eisenbahnmuseum 170Warum bloß wollten früher viele Jungs Lokomotivführer werden? Das fragt man sich, wenn Dampflok-Experte Helmuth Bachmann Besucherinnen und Besuchern des Kranichsteiner Eisenbahnmuseums im Führerstand einer historischen Lokomotive die nebeneinander liegenden Arbeitsplätze von Heizer und Lokführer, auch „Meister“ genannt, erklärt.

Sie sollten und mussten ein gut eingespieltes Teams ein. Alle anderthalb Minuten schaufelte der Heizer, der für den Wasserdampfantrieb zu sorgen hatte, vier bis acht Schippen Kohle in das Feuerloch. Der Zugführer neben ihm, ein Mann mit Erfahrung und Streckenkenntnissen, höher im Rang stehend, konnte durch ein Seitenfenster nur selten die Aussicht beim Fahren genießen. Aber vielleicht war es ihm wichtiger, Herr über einen Koloss von 160 bis 180 Tonnen zu sein, und wahrscheinlich genoss er das charakteristische Geräusch des Dampfausstoßes. Nach 500 Kilometer Fahrt war die Reinigung der Wasserrohre fällig, jeden Monat wurde das Wasser abgelassen. Die Wartung war also sehr arbeitsintensiv, was letztlich auch zum Technologiewechsel – Diesel und Strom statt Kohle – führte.

eisenbahnmuseum2 200Im Eisenbahnmuseum Kranichstein auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks Kranichstein wurden die Aka-Mitglieder nicht nur ausführlich über die Funktionsweise einer Dampflokomotive und die verschiedenen Bautypen informiert, sie bekamen auch einen guten Überblick über die Vielfalt der Uniformen, die die Bahnbediensteten trugen und an denen Insider die Hierarchie und die Besoldungsgruppe erkennen konnten. Etwa 250 Uniformen und rund 600 Mützen, Pillboxen, Schiffchen oder Damenbarette sind ausgestellt. Dazu Knöpfe, Fahrkarten und altes Werkzeug.

Auf drei Hektar Gelände sind 35 Loks und rund 120 Waggons abgestellt, um deren Aufarbeitung und Instandhaltung sich - wie man beim Besuch auch hört - Vereinsmitglieder kümmern. Vier bis fünf Loks sind fahrtüchtig, und es gibt eine eigene Museumsstrecke.

Das Eisenbahnmuseum wurde 1976 eröffnet und ist heute das größte in Hessen. Es ist eine Welt der Technikverliebten, von der sich die Aka-Mitglieder während eines Rundgangs zwei Stunden lang ein Bild machen konnten.

11.05.2023 / Petra Neumann-Prystaj

 

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