Orte und Klang geistlicher Musik
Richard Weber-Laux referierte über dieses Thema anhand von 18 geistlichen Musikstücken aus der Zeit von 1000 und 1748 und stellt das ‚Zusammenfinden‘ zu 12 Monumental-Sakralbauten des Abendlandes her. Zu den prominenten Spielorten zählen Venedig, Chartres, Canterbury, Florenz, Stift Melk, St. Gallen und die Wallfahrtskirche Birnau.
Aus der Epoche der Romanik zählen der Kölner Dom und der Speyrer Dom, die eine ganz besondere Wiedergabe von Werken des Johann Sebastian Bach erlebbar machen.
Es geht um die Andacht der anderen Art mit Musik, die heilige oder heilsame Gefühle beim Zuhörer auslösen kann. Bei der Behandlung dieser sehr weit gespannten musikalischen und architektonischen Epochen mussten Stichproben ausreichen, um einen skizzenhaften Überblick zu geben. Bei der gebotenen Dichte der Informationen blieb der Aspekt des spirituellen Aufnehmens außen vor; zumindest ein Teil der Besucher sah sich eher in der Rolle des Bild- und Hörkonsumenten.
Dabei war der einleitende Gregorianische Gesang (ohne Instrumente) sehr gut geeignet, die Besucher in eine ‚gesammelte‘ Stimmung zu versetzen. Die Innerlichkeit des Gesangs vermittelte die tiefe Hingabe an den Gottesglauben und die ehrende Absicht der Sänger und des Komponisten.
Weber-Laux konnte die Sakralbauten mit ausgesuchten Stücken der geistigen Musik zuordnen, von denen der Ruf ausgeht, besondere Hörerfahrungen zu erleben. Zu den dazu befähigten Komponisten gehören (Auswahl): Giovanni Gabrieli, Orlando die Lasso (Opus 1), Antonio Vivaldi, Josef Haydn, Guillaume Dufay, Dietrich Buxtehude, John Ward und Hildegard von Bingen, die als vielseitig begabte Äbtissin des Kloster Rupertsberg (bei Bingen) auch geistliche Lieder komponierte. Über Johann Sebastian Bach, der seine Kompositionen aus der Grundhaltung seines tiefen Glaubens schuf, schrieb einmal Hermann Hesse nach dem Hörerleben eines Bachschen Chorals, er wünsche sich im Augenblick seines Sterbens solche Musik zu hören.
Walter Schwebel