Führung durch das Schlossmuseum in Darmstadt

schlossmuseum 170Großherzog Ernst Ludwig gründete 1924 das Museum im alten Schloss, das im Krieg zerstört, später aber wieder aufgebaut wurde. Die Bestände des Museums waren im Krieg weitgehend ausgelagert und werden heute in 15 Schauräumen präsentiert. Diese Räume sind im Stil verschiedener Epochen eingerichtet, mit historischen Wandverkleidungen und Möbeln, Geschirr, Hausrat und sehr vielen Gemälden, die überwiegend die jeweiligen Bewohner zeigen.

Unsere Gruppe von Aka Mitgliedern wurde von Frau R. Müller mit viel Kompetenz durch die Räume geführt.

Im Hochadel, dem die früheren Schlossbewohner zuzurechnen sind, waren Frauen zumeist in ihrer Funktion als Gattin bekannt. Die Ehen wurden arrangiert, d.h. für die adeligen Männer wurden Partnerinnen ausgewählt, die der gleichen Klasse und Religion (hier evangelisch) angehörten. Die Ehefrauen hatten kein einfaches Leben. Ihre Hauptaufgabe, hob unsere Führerin hervor, war es, „mindestens zwei männliche Nachfolger des Ehemanns“ zur Welt zu bringen, um den Bestand der Herrscherlinie zu gewährleisten. Die Kindersterblichkeit war hoch, die Frauen hatten meist zahlreiche Kinder und durch die vielen Geburten selbst keine hohe Lebenserwartung. Auch die Töchter erhielten eine gute Ausbildung, um ihren zahlreichen späteren Aufgaben gewachsen zu sein. Dazu zählte die Organisation des großen Haushalts und die Erziehung des Nachwuchses. Sie mussten Gäste bewirten, repräsentieren und zuweilen den Gatten auf Reisen begleiten.

Bei unserem Rundgang durch das Museum verweilten wir vor ausgewählten Frauenportraits und erfuhren Details aus ihrem Leben. Am Beginn stand Landgräfin Elisabeth Dorothea von Hessen-Darmstadt (1676-1721). Die sehr gebildete und weltoffene Frau übte aktiv über 10 Jahre die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn aus.
Weniger bekannt ist Landgräfin Friederike Charlotte von Hessen-Kassel (geb. in Darmstadt, 1698-1777), auch Prinzessin Max genannt (nach ihrem Ehemann Maximilian), die Frau Müller als „Skandalnudel“ bezeichnete, da sie viel Geld ausgab und gerne feierte und reiste.
Es folgten weitere Bespiele wie Großherzogin Luise (1761-1829), nach welcher der Luisenplatz benannt wurde und Großherzogin Mathilde (geb. zu Bayern, 1813-1862). Sie war künstlerisch und sozial sehr engagiert und ist Namensgeberin der Mathildenhöhe.

So haben wir einen kleinen Teil der vielen abgebildeten Frauen näher kennengelernt. Leider gibt es zu den meisten Bildern keine Erklärungen, wer darauf abgebildet ist.

Das Schlossmuseum ist Freitag bis Sonntag geöffnet; die Räume können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Für Gehbehinderte ist zu beachten ist, dass sich die Räume in den oberen Stockwerken des Schlosses befinden und nur über lange Treppen zu erreichen sind.

07.03.2023 / Text und Foto: Christiane Schuchard-Ficher

 

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