Die „Frontfrau“ der ECHO - Leserimpulse, Alexandra Welsch, war zu Gast bei „Aka im Gespräch“
Petra Neumann-Prystaj moderierte gewohnt locker die November-Veranstaltung von „Aka im Gespräch“, zu der auch Frank Horneff, der neue Pressesprecher der Stadt Darmstadt, eingeladen war.
Reporter, Chefredakteure, sogar Herausgeber des ECHO sind gegangen, wurden ersetzt, besonders im neuen Jahrtausend, wo es viele Umbrüche bei der einzigen Darmstädter Lokalzeitung gab. Mit den vielen Neueinstellungen haben sich auch die Themen geändert.
Schmerzlich vermisst werden von den Senioren der Aka zum Beispiel die Glossen und satirischen Leckerbissen von Gruner, Breckner, Honold & Co. Und leider müssen wir feststellen, dass auch bei den Aka-Mitgliedern Themen rund ums ECHO nicht mehr besonders gefragt sind, im Gegensatz zu früher, wo ebenjene Namen für proppenvolle Veranstaltungen sorgten.
Ein Fels in der Brandung ist allerdings geblieben: Alexandra Welsch mit ihrer wöchentlichen Rubrik „Leserimpulse“, ein Format, das Probleme aufgreift und öffentlich macht. Hier geht es um Ärger mit der Bank, dem Energieversorger, dem Krankenhaus und und und. Der Stoff geht ihr nicht aus, jede Woche bekommt sie im Schnitt ein halbes Dutzend Anfragen - seit über 20 Jahren.
Petra Neumann-Prystaj, unsere stellvertretende Vorsitzende und zuvor 45 Jahre lang ECHO-Redakteurin, hatte ihre ehemalige Kollegin eingeladen und moderierte die Veranstaltung. Sie hatte auch noch einen weiteren ehemaligen Echoredakteur dazu gebeten: Frank Horneff, der inzwischen die Seiten gewechselt hat, frisch gebackener Pressesprecher der Stadt Darmstadt und schon deshalb einer der häufigsten Ansprechpartner für diese besondere Beschwerdestelle ist. Da er früher ab und zu als Urlaubsvertretung für Alexandra Welsch fungiert hatte, ist er mit den verschiedenen Gemengelagen bestens vertraut.
Zu Beginn gab es einen nostalgischen Blick zurück in eine ferne Vergangenheit. Als die „Leserimpulse“ entstanden, war der Sitz des Echos in der Holzhofallee. Man hatte ungehindert Zutritt ins Foyer und im Prinzip auch in die Redaktionsräume. Da standen dann plötzlich immer mehr Leute und wollten ihre Beschwerden an Ort und Stelle loswerden, was natürlich die normale Redaktionsarbeit enorm störte.
Die Zeiten haben sich geändert, die „Leserimpulse“ sind aber nach wie vor das erfolgreichste Format im Darmstädter Echo. Wie kommt das? Alexandra Welsch greift hier Themen auf, die den Lesern auf den Nägeln brennen. Es steht ein Problem, ein Missstand, eine Ungerechtigkeit im Mittelpunkt, die eine ganz bestimmte Person artikuliert. Wichtig: Diese Person wird mit ihrem Klarnamen in der Zeitung genannt, steht also für alle Leser sichtbar in der Öffentlichkeit. Sie hat sich zuvor an die Redakteurin gewandt, die zu diesem Zweck eine wöchentliche telefonische Sprechstunde anbietet. Nach den Gespräch beginnt dann die eigentliche Recherchearbeit. Dass zunächst die andere Seite gehört werden muss, ist allgemeiner journalistischer Standard. Hier aber kommt noch eine dritte - übergeordnete - Ebene hinzu: die Expertise. Mit Hilfe zum Beispiel von Anwälten wird eine Klärung des Sachverhaltes und des anschließenden Vorgehens vorgenommen.
Natürlich ist nicht jede Beschwerde von Lesern geeignet für die Rubrik „Leserimpulse“. Wie trifft Alexandra Welsch ihre Auswahl? Oft, sagt sie, seien die Themen zu privat, die Beschwerden nicht objektiv, nicht belegbar oder zu sehr emotionalisiert. Das betreffe etwa 10 bis 20 Prozent der Anfragen. Das erkläre sie dann den Betreffenden ausführlich. Die Echo-Frontfrau sieht sich als Mittlerin, die Dinge sichtbar machen will. Sie freut sich, wenn es ihr gelingt, „die Welt ein bisschen besser zu machen,“ indem sie Schieflagen aufzeigt.
Mit dem neuen Pressesprecher, Frank Horneff, hat sie einen schnellen Draht in die Kommunalpolitik. Auch ihm geht es darum, Probleme möglichst schnell zu lösen. Da könnten zwei Vorhaben behilflich sein, die in naher Zukunft geplant sind: die Eröffnung von Bürgerbüros in der Heimstätte und in Kranichstein. Vielleicht können dann „vor Ort“ schon einige Probleme gelöst werden, die sonst auf dem Schreibtisch der Redakteurin landen würden. Ihre Arbeit, so ist zu vermuten, wird ihr trotzdem nicht ausgehen.
Text: Heidrun Bleeck / Foto: Gerald Block / 19.11.2024