Eindrucksvolle Bilder aus Syrien vor dem Bürgerkrieg, Filmvortrag am 16.10.2025

stadtstaat mariDa half auch das Warten während der akademischen Viertelstunde nicht, der Vortragsraum blieb halb leer, trotz vieler Anmeldungen. Schuld war eindeutig die "Großstörung" im Straßenbahnverkehr, als solche zwar auf dem Luisenplatz angekündigt, aber ansonsten ohne weitere Informationen den ratlosen RMV-Kunden überlassen.

Und das war wirklich sehr schade, denn sicher waren diesmal auch Aka-Mitglieder betroffen, die sich während des Bürgerkriegs um syrische Geflüchtete gekümmert und diese in Kooperation mit der TU bis ins Studium begleitet hatten. Sie hätten sicher gern die Bilder der damals unzerstörten berühmten Orte wie Damaskus, Aleppo oder die Oase Palmyra gesehen und deren Geschichte erfahren.
 
keilschriftBernhard und Gerti Hein hatten die Reise in die sogenannte "Wiege der Zivilisation" 2009 angetreten und brachten außer vielen schönen Bildern auch manch Wissenswertes von der Reise mit, z.B. die Tatsache, dass dort vor etwa 5000 Jahren die Keilschrift entstand. Vier Tonplättchen mit Einritzungen könnten das älteste alphabetische Schriftstück der Welt sein. Gefunden wurden sie östlich von Aleppo.

Die Reise des Ehepaares ging zusammen mit einer kleinen Reisegruppe in Damaskus los. Es waren viele markante Punkte, die von der kleinen Reisegruppe aufgesucht wurden. Hier soll auf drei der Highlights näher eingegangen werden. Ausgangspunkt: Damaskus. Die Altstadt, UNESCO-Welterbe, ist einer der ältesten bewohnten Orte weltweit. Hellenistische, römische und byzantinische Architektur sind ( bzw. waren vor dem Krieg) ein Besuchermagnet, denn seit 2013 steht Damaskus auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes. Obwohl die Damaszener Altstadt nicht direkt von den Zerstörungen des Krieges betroffen war, führte die Flucht vieler Bewohner zu Leerstand von Häusern und deren Verfall.

Beliebtes Ziel für Einheimisch wie Touristen: der Al-Hamidiyah- Souk, die größte Markthalle in Syrien, 13 km lang, überdacht und mit einem überwältigenden Angebot von Süßem und Sauren, Schmuck, Klamotten , Parfums und und und... Hier gibt es für jeden etwas zu hören, zu sehen, zu riechen und zu fühlen, denn natürlich wird die Ware vom Kunden gedreht und gewendet, bis man schließlich handeseinig wird.

sug in aleppoEine weitere Millionenstadt, auch sie leider im Krieg zu großen Teilen zerstört, ist Aleppo. Sie gehört ebenfalls zum Weltkulturerbe, steht jedoch auch auf der schon erwähnten Roten Liste des gefährdeten Welterbes. Berühmtes Wahrzeichen. die Zitadelle, eine der ältesten Festungen der Welt, einst Heimat von Griechen, Byzantinern ud Mameluken. Der arabische Name "Halab" bedeutet "melken". Der Legende nach hat der Prophet Abraham seine Kuh in der Stadt gemolken. Die Milch wurde dann an die Armen verteilt und somit erhielt die Stadt ihren Namen.

Aleppo nimmt einen wichtigen strategischen Punkt zwischen dem Mittelmeer und dem Euphrat ein. Sie ist eine "Vielvölkerstadt", denn hier leben neben Arabern Kurden, Turkmenen und andere kleine Volksgruppen. Und auch religiös herrscht hier Vielfalt. Neben den Muslimen gibt es Christen und Orthodoxe.

Außerhalb und innerhalb der Städte gibt es neben Motorrädern auch noch vierbeinige Fortbewegungsmittel: Esel vor allem. Damit die Straßen sauber bleiben, tragen sie unter ihrem Schwanz einen Sack für ihre "Hinterlassenschaften". So viel Pragmatismus dürfte die Bürgermeister der deutschen Städte neidisch machen, wenn sie an die nervigen Hundehaufen denken.

baaltempelDer Abschluss der Reise führte in die antike Oasenstadt Palmyra. Auch sie - natürlich - Weltkulturerbe. 2015 sprengten der IS bedeutende historische Bauwerke. Unverwechselbare Werke der Kunst und Architektur gingen auf immer verloren. was man 2009 noch bewundern konnte - den Baaltempel, die Löwenskulptur am Eingang des Museums, das Hadrianstor - alles wurde von den IS-Milizen zerstört.

Ein eindrucksvoller Vortragsabend ging zu Ende. Die Vorstellung, was sich wenige Jahre nach diesen schönen Bildern aus dem Friedensjahr 2009 ereignet hatte, machte ratlos.

Text: Heidrun Bleeck / Fotos: Bernhard Hein

 

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