„Aka im Gespräch“ mit Roland Hotz im Jahnsaal über der Comedy Hall
Die meisten Menschen schrumpfen im höheren Alter. Ein berühmter Bessunger jedoch ist nach vielen Jahren der Kleinwüchsigkeit um das doppelte gewachsen: Kasper ist sein Name, korrekter: KASPERSCHE. Sein Vater ist der Gründer des Kikeriki-Theaters und der Comedy Hall, Roland Hotz.
Bei „Aka im Gespräch“ am 22. 11. 23 stellte er sich - wie gewohnt mit viel Witz - den zahlreichen originellen Fragen von Moderatorin Petra Neumann-Prystaj im Jahnsaal über der Comedy Hall, also quasi in der guten Stube.
Ein Buch hat er geschrieben, „Hotzkopp“ heißt es. Als der 70. Geburtstag wegen Corona ausfallen musste, hat er es entworfen. Und verschenkt an all die vielen Freunde und Mitstreiter. Über Materialmangel brauchte er nicht zu klagen, es hatte sich ja über die Jahre eine Menge angesammelt. Und so ist eine kunterbunte Mischung aus Texten, Zeichnungen und Skizzen entstanden. Dieser Puppenspieler, der ursprünglich eine Ausbildung als Buchbinder absolviert hatte, ist ein „Allrounder“, was seinem Theater zugute kommt.
Er stammt aus einer Familie, in der das Geld immer knapp war. Der Vater war ein Conferencier und Zirkusclown. Das Verhältnis zu ihm war schwierig. Erst bei Eintreten der „Altersmilde“ habe er sich mit ihm versöhnen können, sagt Hotz. Allerdings denkt er gern an die vielen Feriengastspiele zurück, bei denen er mitreisen durfte und Berühmtheiten wie Vico Torriani, Willy Hagara und die Jacob Sisters aus der Nähe kennenlernte.
Seine Darmstädter Schulzeit überstand er wohl nur durch seinen Humor. Er war, sagt er, ein schrecklicher Schüler und seine Lehrer waren noch schrecklicher. Obwohl sie zumindest das künstlerische Talent anhand seiner Zeichnungen hätten entdecken müssen, bekam er eine 3 in Kunst - was in diesem Fach eine miserable Note darstellt.
Seine Großmutter war eine begeisterte Theatergängerin. Sie nahm den Jungen mit und er erfuhr, welche Verehrung die Stars zu dieser Zeit genossen. So habe er staunend erlebt, wie man einem Sänger den Weg vom Theater zum Bahnhof mit Rosenblättern ausschmückte. Sein Weg jedoch war nicht auf Rosen gebettet. Statt der heiß ersehnten Kunstschule landete er zunächst bei der Bundeswehr und arbeitete anschließend viele Jahre mit Häftlingen im Gefängnis, wo einige Rechtsanwälte ihr Material binden ließen.
Als sein Vater die „Stolzenfelser Kinderbühne“ gründete, wurde der Sohn fürs Kasperlespielen engagiert. Der Funke sprang über und nach kurzer Zeit dachte Hotz darüber nach, wie man aus „tri-tra-trullala“ ein wirklich gutes Puppentheater machen könnte. Es dauerte noch ein paar Jahre bis zur Realisierung, aber am 7. September 1980 war es endlich soweit: Die erste öffentliche Veranstaltung fand statt, wurde bejubelt und war fast immer ausverkauft. Die kleine Mannschaft um Hotz machte alles selber: Werkstatt, Schreibtisch, Bühne - alles war gleich wichtig und musste professionell erledigt werden.
Drei bis sieben Jahre, so Hotz, sei das ideale Alter für sein Publikum. Ab 16 ginge es dann auch wieder. Für ihn, der die ganze Zeit nebenbei Geld verdienen musste, wurde die Puppenspielerei bald ein Hauptberuf.
1984 traute man sich - nach diversen Aufforderungen von Insidern - auch ein Programm für Erwachsene anzubieten, das natürlich auch bejubelt wurde. - Dann bekam das Kikeriki-Theater 1993 eine feste Bleibe in der Bessunger Straße. Und 1996 wurde die Eröffnung der Comedy Hall gefeiert, die bis heute besteht. Vor Corona waren alle Vorstellungen fast immer in Windeseile ausverkauft. In letzter Zeit gibt es wieder freie Plätze. Sohn Felix ist mit eingestiegen und managt seit 2005 seine eigene Truppe. So spielt eine Gruppe immer hier in Darmstadt, während die andere durch Deutschland tourt.
Ein Wermutstropfen bleibt. Hotz befürchtet, dass die Mundart weiter verschwinden könnte. Das wäre fürs Puppenspiel schlimm, denn nur mit ihr könne man beleidigen, ohne dass es weh tue. Sie sei die Sprache des Herzens, könne derb und deftig sein. Sie sei, kurz gesagt, „der Geist einer Stadt“.
Noch aber geht es munter weiter. Freuen wir uns auf die nächste Puppenspiel-Posse in der Heidelberger Straße!
Text: Heidrun Bleeck / Fotos: Gerald Block