Wanderung am 15.09.23

Das Naturschutzgebiet Reinheimer Teich liegt nordöstlich von Reinheim. Es hat eine Gesamtfläche von etwa 75 ha und besteht aus offenen Wasserflächen, Schilfbeständen, Feuchtwiesen und Weideflächen. Früher war das heutige Naturschutzgebiet das Feuchtgebiet „Reinheimer Bruch".

Bis ins 19. Jahrhundert wurde hier Fischerei betrieben, die Grünflächen für Viehwirtschaft genutzt. Durch Renaturierung wurde aus Wiesen und Getreideäckern eine Auenlandschaft, die teilweise im Sommer trocken liegt. Um die Artenvielfalt zu schützen und zu erhalten, werden auch Flächen mit geeigneten Rindern beweidet.

Heute bildet das Naturschutzgebiet (NSG) den zentralen Bestandteil des größeren NATURA 2000 Gebietes „Untere Gersprenzaue“.
Von Spachbrücken aus führte uns die Kursleiterin Ingrid Scheffler zur Naturschutzscheune Reinheimer Teich, dem Besucher- und Informationszentrum. Gemütliche Ecken laden zu Verweilen ein. Wechselnde Ausstellungen informieren über die heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Hier begrüßte uns die Biologin Yvonne Lücke, die mit viel Engagement und Wissen unseren Spaziergang begleitete.

Die Naturschutzscheune wurde unter der Trägerschaft von NABU (Naturschutzbund Deutschland) und HGON (Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz) im Jahr 2005 gegründet und in ehrenamtlicher Arbeit durch den „Arbeitskreis Naturschutzscheune“ aus einer ehemaligen landwirtschaftlichen Halle aufgebaut. Hier finden viele interessante Veranstaltungen zu den Themen Natur und Naturschutz statt. Infotafeln erleichtern die Orientierung im Gelände und vermitteln Wissenswertes zur Geschichte, Fauna und Flora. Das Naturschutzgebiet ist Lebensraum für mehr als 250 Vogelarten, davon sind 64 Zugvogelarten. Weißstörche oder Graureiher und zahlreiche Wasser- und Wiesenvögel brüten hier regelmäßig. Seit 2001 haben sich 22 Storchenpaare angesiedelt, 3 bis 4 Paare bleiben auch im Winter. Viele Zugvögel nutzen das Gebiet als Rastplatz oder zur Überwinterung, Reiher, See- und Fischadler, seltene Watvögel und zahlreiche Enten- und Gänsearten kehren gern im reich gedeckten Restaurant Reinheimer Teich ein. Auch der Biber ist hier wieder heimisch geworden und hinterlässt Spuren seiner Bautätigkeit.

Besonders bedeutend ist das Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte, das Symboltier dieses Naturschutzgebietes. Ihre Wanderwege, Eiablageplätze und das Verhalten wurden durch die Universität Frankfurt untersucht. An den Ufern und in den Wiesen wachsen unter anderem Orchideenarten wie das Knabenkraut oder der Breitblättrige Stendelwurz. Der Reinheimer Teich ist ein beliebtes Naherholungsziel und für einen Ausflug unbedingt zu empfehlen. Ein Rundweg führt in ausreichendem Abstand zu den sensiblen Bereichen um das Gebiet, das Naturschutzgebiet selbst darf nicht betreten werden. Es gibt aber leider immer mal wieder Besucher/- innen, die sich nicht daran halten, und das Leben in diesem schützenswerten Naturraum stören.

Text: Sigrid Geisen, Foto: Ernst Wannemacher

 

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