Verregneter Aka-Ausflug zum beeindruckenden Schloss Braunfels an der Lahn

braunfels 170Ist Braunfels an der Lahn nun eine Burg oder ein Schloss? rätselte ein Mitfahrer während der Hinfahrt am 16.04.2024. Vor Ort stellte sich heraus, dass es beides in einem ist. Das Schloss hat sich aus der Burg entwickelt und wurde im Lauf von sieben Jahrhunderten auf Wunsch der Besitzerfamilie immer größer und prächtiger ausgebaut, zuletzt, im 19. Jahrhundert, im neogotischen Stil der damals modernen Burgenromantik.

Die Bezeichnung „hessisches Neuschwanstein“ passt insofern auf Braunfels, weil Ludwig der Zweite sein bayerisches Schloss ebenfalls im Historismus-Stil planen ließ: Es ist einer Ritterburg aus dem Mittelalter nachempfunden.

Was hätte dieser von den Aka-Kursleitern Walter Dick und Gertrud Wilbrand ausgearbeitete Aka-Ausflug so schön sein können – aber Regen und Kälte trübten den Besuch des sehenswerten landschaftsüberragenden Gebäudes. An schönen Tagen kann einem der Anblick des hinter Baumwipfeln aufragenden vieltürmigen Schlosses den Atem verschlagen, doch die Aka-Mitglieder erahnten es leider nur schemenhaft hinter den grauen Wolken.

Die 1246 erstmals erwähnte, als Bollwerk gegen die räuberischen Nassauer errichtete Burg diente den Grafen von Solms ab 1280 als Wohnburg und befindet sich bis heute im Privatbesitz der Fürstenfamilie von Solms.

Durch einen Zugang zwischen dicken Burgmauern betrat die in Privatfahrzeugen angereiste Gruppe aus Darmstadt den Schlosshof und gelangte von dort in den prächtigen Rittersaal im mittelalterlichen Palas. Der jagdbegeisterte Fürst Ferdinand hatte ihn 1847 für seine Frau Ottilie anlässlich ihres 40. Geburtstag ausbauen lassen. Auf Filzpantoffeln folgten die Besucherinnen und Besucher Schlossführerin Andrea Kumlehn durch die mit erlesenen Kunstwerken ausgestatteten Räume. Sie bewunderten Tapisserien aus Brabant, Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, die die angeheirateten Schwiegertöchter aus Italien mitgebracht hatten, und Prunkvasen aus St. Petersburg. Anschaulich erzählte Andea Kumlehn von der brutalen Kriegsführung im Mittelalter und den damit verbundenen Ausdrücken, die heute noch gebräuchlich sind, obwohl man deren ursprüngliche Bedeutung nicht mehr kennt: „von der Pike auf“, „in Harnisch bringen“, „in die Knie zwingen“, „hieb- und stichfest“ oder „mit offenem Visier“.

Die Zeit reichte nicht, um alle Kunstschätze und Möbel, die die Schlossherren vom 13. bis ins 19. Jahrhundert hinein gesammelt hatten, ausreichend zu würdigen. Aber in Erinnerung dürfte sicher der ausgestellte Ring bleiben, den Ludwig, der Mann der später heiliggesprochenen Elisabeth von Thüringen, seiner Frau vor seinem Aufbruch zu einem Kreuzzug geschenkt hat. Er werde ihr nahe sein, wenn sie den ovalen Stein des Rings gegen das Licht halte. Fortan trug sie den Ring ihres geliebten Mannes über einem Handschuh am Daumen. Eines Tages sah sie, dass der Stein einen Sprung hatte. Und sie ahnte, was ihr bald bestätigt wurde: Ludwig war in Italien auf dem Weg ins Heilige Land an einer Infektion gestorben. Angeblich genau an dem Tag, an dem sich der Stein verändert hatte. Der Ring kam über Gertrud von Altenberg, einer Tochter Elisabeths, die im ehemaligen Kloster Altenberg lebte, in den Besitz der Solmser Schlossherren.

Im Jahr 1845 hat Carl Prinz zu Solms-Braunfels mit deutschen Auswanderern in Texas New Braunfels gegründet, eine Stadt mit heute 90.000 Einwohnern. Sie ist mit Braunfels an der Lahn, das nur 11.000 Einwohner hat, verschwistert.

Text und Foto: Petra Neumann-Prystaj

 

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